Der rote Rock trägt mit seiner Signalfarbe dazu bei, dass sich diejenigen, die das Jagdgeschehen maßgeblich beeinflussen, vom Rest des Jagdfeldes abheben. In der Regel sind das die Whipper-In/Piqueure.
In Deutschland gibt es die Tradition, den roten Rock an verdiente Reiter zu verleihen.
Die Washington Post schreibt: "Some say it comes from the early French infantry, who wore vivid scarlet uniforms to avoid friendly fire in battle. Fox hunts also adopted this color so the staff could be easily seen and followed" - zu deutsch:
"Der rote Rock geht zurück auf die Französische Infanterie, die eine leuchtend scharlachrote Uniform trug, um das Feuer auf eigene Truppen zu vermeiden. Die "Fuchsjäger" übernahmen diese Farbe, so dass der Hunt-Staff deutlich gesehen und ihm leichter gefolgt werden konnte."
Landläufige Meinungen, dass es den roten Rock gibt, um bei einem Sturz gefunden zu werden oder einen zu kaufen und ihn sich selbst zu verleihen, sind nicht im Sinne der Tradition.
Im Pferde-Lexikon (Kleiderordnung Jagdreiten) ist es unter Kleidungsvorschriften beschrieben.
“Er wird nur von den für den geregelten Ablauf der Jagd verantwortlichen Reitern getragen sowie an besonders gute Jagdreiter verliehen.”
Stellen wir uns ein Fußballspiel vor. Hier tragen diejenigen, die Schiedsrichter, die für den korrekten Verlauf des Spiels verantwortlich sind, eine Signalfarbe. Das gleiche Prinzip gilt bei der Jagd. Diese klare Struktur macht es möglich, unter vielen Feldspielern oder eben unter Feldreitern, jene Schlüsselfiguren auf den ersten Blick deutlich von allen anderen zu unterscheiden.
Die Dame im roten Rock: Ja oder nein?
Damen haben Jagden auf lebendes Wild eher begleitet, als sich maßgeblich am aktiven Jagdgeschehen beteiligt. Dies liegt daran, dass man die aristokratische Dame den Gefahren einer Wildjagd nicht aussetzen wollte, wenngleich sie dazu in der Lage ist. Demnach war dem weiblichen Geschlecht die "Arbeitsuniform" des Hunt-Staff und auch die Farbe rot nicht zugeordnet.
Jedoch war es in Kriegszeiten häufig so, dass Damen den Job der ausgerückten Männer übernommen haben. So trugen Frauen im Amt des Lady-Masters zum Erhalt des Sportes einen wichtigen Teil bei, weshalb es durchaus üblich war, dass sie bei Ausübung dieser Funktion den roten Rock trugen. Jedoch nicht als Feldreiter.
Ein weiteres Indiz für die Funktion als "Signalfarbe" des roten Rockes ist die Tatsache, dass man ursprünglich mit Beagles und auch weiteren Laufhunden - wie dem Basset - zu Fuß und nicht beritten jagt. Mit diesen Rassen wurde der Hase verfolgt, der kurze Strecken zurücklegt. Beim sogenannten "Beagling" gibt es kein Jagdfeld, das der Meute folgt.
Allenfalls einige Zuschauer, die am Ackerrand stehen und beobachten.
Lediglich der Hunt-Staff geht zur Jagd und folgt - zu Fuß - den Hunden. Dadurch ist es unnötig, sich von anderen abzuheben. Demnach werden hier Jackets mit gedeckten Farben wie grün oder schwarz getragen.
So kommt der rote Rock bei der berittenen Jagd zum Einsatz, um den Hunt-Staff auch auf großer Entfernungen vom Jagdfeld unterscheiden zu können.
Aus meiner Sicht kann man als Feldreiter, im Sinne der Tradition, ruhig weniger Wert auf die Farbe rot legen und sie lieber denjenigen überlassen, die an den Hunden reiten.
Philipp Jakob
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