"Weniger die Kleidung. Mehr die Einstellung."

Gibt es eine festgelegte Anzahl an Jagdhunden während der Jagd?

Die Jagdreiterei zeichnet sich nicht nur durch gewachsene Traditionen aus. So existieren zum Beispiel in Frankreich strikte Vorgaben, sogar Gesetze, die den Jagdablauf der Vénerie, unter anderem in Bezug auf die Anzahl der Meutehunde, reglementieren.

Während man in Deutschland mit der unblutigen Schleppjagd kein Wild mehr verfolgt, richtet sich dort die einzusetzende Anzahl der Hounds nach der Art des zu bejagenden Wildes.

Die Hunderasse und das Wild

Viele Hunderassen, die zur Jagd eingesetzt werden, führen in ihrem Namen die Bezeichnung des Wildes, auf das man ursprünglich mit ihnen jagte. So wurde der Harrier (engl. hare = Hase) zur Hasenjagd eingesetzt, der Foxhound (engl. fox = Fuchs) zur Fuchsjagd und der Staghound (engl. stag = Hirsch) ist eindeutig dem Hirsch zuzuordnen. Hier spielen vor allem die rassetypischen Faktoren eine Rolle. Es entscheiden unter anderem die Geschwindigkeit und die Ausdauer darüber, hinter welchem Wild man mit ihnen reitet.

Anzahl und Einsatz der Hunde

So wie man auch in Frankreich diverse Rassen zur Jagd einsetzt, ist auch dort die Anzahl der Meutehunde festgelegt, die man während der Jagd zu Pferde im Einsatz haben muss. So ist sowohl ein Minimum, als auch ein Maximum festgelegt:

  1. Hirschjagd oder auf Wildschwein: mindestens 30 Hunde
  2. Dam- und Rehwild: mindestens 20 Hunde
  3. Fuchs: mindestens 10 Hunde
  4. Hase: mindestens 6 Hunde


Maximal dürfen jedoch nur 60 Hunde während der Jagd zum Einsatz kommen.


Gute Gründe für eine festgelegte Zahl an Hunden

Unterschreitet man auf der Jagd das Minimum, ist die Erfolgsaussicht der Hatz relativ gering. Dies hängt vor allem von der Geschwindigkeit ab, die das entsprechende Tier während der Flucht aufbringt, von den „Tricks“, mit denen es versucht zu entkommen und es ist nicht zuletzt grundsätzlich davon abhängig, wie viel Zeit und Aufwand es ohnehin benötigen würde, ein gejagtes Wild zu erlegen.

Es zählt die sogenannte Jagdhundelast

Man spricht von der ins Deutsche übersetzten „Jagdhundelast“, die beschreibt, wie groß das jeweilige Pack und wie hoch die daraus resultierende Stärke dessen sein muss, um den bestmöglichen Erfolg der Jagd zu haben. Diese Jagdhundelast ist auf jedes Stück Wild entsprechend ausgerichtet und vorgeschrieben.

Ein Beispiel: Stellen wir uns die Jagd auf den Hirsch vor. Dieser legt eine erheblich größere Distanz als Niederwild, wie ein Hase, zurück. Dadurch wird ein weitläufigeres Gebiet bejagt und nicht zuletzt ist dessen im Durchschnitt zurückgelegte Geschwindigkeit höher, als die des Hasen.

Diesen verfolgt man auf geringe Distanz. Darüber hinaus verdeckt der Hirsch oft seine Fährte, in dem er sich unter andere Artgenossen mischt und versucht, seine Verfolger zu täuschen und abzuschütteln. Was häufig gelingt!
Ebenso flieht er gegebenenfalls in Gewässer und entspringt diesen an willkürlichen Stellen.

Um gerade dann die neue, beziehungsweise die weiterführende Fährte, wieder aufzuspüren, erhöht es die Chance, wenn das suchende Pack möglichst viele Hunde zählt.

Das Maximum während der Jagd ist deshalb auf 60 Hunde begrenzt, da die Kontrollierbarkeit der Meute in freier Flur, aber auch deren Manövrierfähigkeit, gewährleistet sein muss. Zudem soll die Jagd zu jeder Zeit möglichst harmonisch in Abhängigkeit ihrer Umgebung und der Umwelt ablaufen, was sich stark nach der Anzahl eingesetzter Hunde richtet.

Die gesamte Art der Jagdreiterei, unabhängig ihrer Nation, steht in keinerlei Verbindung zu einem undurchdachten und bloßen Ritt hinter einigen Hunden. Bis ins kleinste Detail ist alles festgelegt. Vom Knopf am Rock bis zur Plastronnadel. Über die Kommunikation mit dem Jagdhorn, bis hin zur Anzahl eingesetzter Hunde. Alles in der jagdreiterlichen Kultur beruht auf einem darauf abgestimmten und funktionalen Zweck.


Jagdhunde in Frankreich Jagdhunde in Frankreich (Quelle: Privat)



Vielen Dank an Antoine Gallon (Presse venerie.org) für den konstruktiven Austausch und den informativen Input.


Philipp Jakob


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